Bereits vor einigen Jahren wuchs in mir der Wunsch, dass unsere finnische Städtepartnerschaft im Stadtbild sichtbar wird.
Eine erste Aktion fand bereits im September 2021 statt. Im Volkspark Potsdam wurde ein Apfelbaum aus Jyväskylä gepflanzt, den wir von einer Bürgerreise einige Tage zuvor von dort mitgebracht hatten. Dieser Baum war ein Geschenk der Partnerstadt als Reaktion auf den Potsdamer Apfelbaum, den die Oberbürgermeister Timo Kiovisto und Mike Schubert in Jyväskylä am 13.09.20219 eingepflanzt hatten.
Nachdem nun die Namen anderer Partnerstädte Straßen und Plätze Potsdams zieren, so die Opolestraße oder der Versailles-Platz, um nur zwei Bespiele zu nennen, trat ich mit meiner Idee, auch für Jyväskylä eine Straße oder einen Platz zu finden, an die Stadtverwaltung heran.
Nach Auslotung verschiedener Möglichkeiten, eröffnete sich letztlich im neu entstehenden Potsdamer Stadtquartier Krampnitz die Gelegenheit, einen attraktiven Platz nach der schönen Stadt in Mittelfinnland zu benennen. Als Freundeskreis Potsdam-Jyväskylä wollten wir natürlich von Anfang an dabei sein!
Daniel Oberthür, der Projektkoordinator Krampnitz, lud uns am 08. Juni 2024 zu einer Führung über das Gelände bis zu der Stelle ein, an der in naher Zukunft „unser“ Platz entstehen wird.
Eigentlich sollten die 25 Teilnehmerplätze allen Städtepartnerschaften vorbehalten sein. Allerdings hatten sich nach Bekanntgabe innerhalb weniger Stunden mehr als 25 Personen direkt bei mir angemeldet. So groß war das Interesse! Dankenswerter Weise durften am Ende fast 30 Finnlandfreunde an der Führung teilnehmen.
Im Infopavillon am südlichen Ende des Areals informierte uns Herr Oberthür über die Geschichte. Das Gelände wurde zunächst von der Wehrmacht, später bis zur Wende von den sowjetischen Truppen als Übungsgelände genutzt. Massive Bauten, ein Offizierscasino, Pferdeställe und Kasernen lassen heute noch die einstige Nutzung erkennen.
Das Deckenmosaik und die Wandvertäfelungen im Casino waren beeindruckend und sind teilweise noch sehr gut erhalten.
Der nun neu entstehende Stadtteil soll zunächst bis zu 5000 Menschen, in 20 Jahren bis zu 10.000 Menschen beherbergen. Es soll Dienstleistungen, bis zu 3000 Arbeitsplätze, Schulen und Kitas sowie Sport- und Freizeiteinrichtungen geben. Eine neue Straßenbahnlinie wird den Stadtteil mit der Innenstadt von Potsdam verbinden. Weitere Verbindungen sind nach Fahrland und Marquardt sowie nach Berlin-Spandau geplant. Hier sollen in Sachen Klimaschutz und Klimaanpassung neue Maßstäbe gesetzt werden. Einer davon ist Reduzierung von Verkehr. Je Wohneinheit sind nur 0,5 PKW zugelassen. Autos sollen in sogenannten Quartiersgaragen und nicht auf den Grundstücken oder vor den Mehrfamilienhäusern parken.
Funfact: In einem ehemaligen Kasernengebäude haben sich im Keller Fledermäuse eingenistet. Dieses Haus darf erst saniert werden, wenn die Fledermäuse in ein neues Fledermausquartier umgesiedelt wurden. Hierfür wird der Keller angrenzend an das Gebäude nachgebaut inklusive unterschiedlicher Deckenhöhen, trockenen und feuchten Arealen. Nach Erteilung einer gesonderten Baugenehmigung ist der Kellernachbau bereits weit fortgeschritten. Bleibt zu hoffen, dass nach Fertigstellung die Fledermäuse das neue Domizil für sich entdecken und umziehen.
Dann war es soweit! Dort, wo sich künftig Finnische Allee und Norwegische Allee treffen, öffnet sich ein großer freier Raum, an zwei Seiten gerahmt von kasernenartigen Klinkerbauten. Das soll er werden, verkündete Daniel Oberthür, der Jyväskylä-Platz! Wie Neil Armstrong bei der ersten Mondlandung 1969 haben wir symbolisch die finnische Flagge gehisst und mit Blaubeersaft auf „unseren“ Platz angestoßen! Es wird noch einige Jahre dauern, bis die Bebauung beginnt und dies ein Ort der Begegnung und des urbanen Lebens wird. Der Freundeskreis Potsdam-Jyväskylä soll auf jeden Fall mit in die Gestaltung einbezogen werden, Ideen sind jederzeit willkommen. Meine Aalto-Vase mit den Birkenzweigen hatte ich nicht umsonst mitgenommen.
Pläne für einen Pavillon oder eine Bank in typischer Wellenform des berühmten finnischen Architekten Alvar Aalto habe ich schon in der Tasche. In Jyväskylä begann Aalto seine Schaffensperiode und hinterließ der Stadt einige stadtbildprägende Gebäude.
Vielleicht entsteht nun auch in Potsdam etwas, das an ihn erinnert und somit eine Verbindung zur Partnerstadt herstellt. Über die weitere Entwicklung werde ich hier informieren.