Stadtteilchor Potsdam-West reist vom 1. bis 9. Februar 2025 mit dem Freundeskreis Potsdam-Jyväskylä in die Partnerstadt nach Finnland

Foto: Ramona Wendenburg

Nach langer Planung und Vorfreude ging es am 1. Februar 2025 endlich los. Am Potsdamer Hauptbahnhof startete der Reisebus mit 40 Teilnehmern in Richtung Travemünde. Die Finnlinesfähre Finnstar brachte den Chor zunächst nach Helsinki. So eine 29-stündige Überfahrt mit zwei Übernachtungen hat einige Vorteile gegenüber einer schnellen Anreise mit dem Flugzeug. Die wichtigsten sind: Entspannung, Runterkommen, sich besser kennenlernen und gemeinsam singen, denn es ist die erste große gemeinsame Reise des Chores. Die Aufregung bei der Probe auf an Bord war zu spüren, denn auch das geplante Konzert in Jyväskylä war in dieser Art und Größe etwas Neues. Dankenswerter Weise hatte Finnlines zum Singen das Hansa-Cabinet des Buffetrestaurants zur Verfügung gestellt.

Vom Hafen in Helsinki-Vuosaari ging es weiter mit dem Reisebus. Am Nachmittag des 3. Februar erreichten wir die Partnerstadt, wo bereits am Abend ein Treffen mit Mitgliedern des Finnisch-Deutschen Vereins in einem 250 Jahre alten Gutshaus in Äijälä anstand. Der Empfang durch die Gastgeber Eeva-Liisa und Hartwig war sehr herzlich. Auf dicken Socken wurde das Haus erkundet und Hartwigs Worten gelauscht, der über das Wirken auf dem Hof berichtete. Lachssuppe, Kuchen und Kaffee dufteten und schmeckten vorzüglich! Die Einstimmung auf Finnland war gelungen und die Zeit dort viel zu kurz.

Ein Foto vom Gutshaus Äijälä im Sommer.

Am nächsten Tag stand der große Auftritt bevor. Nach dem Frühstück im Hotel Green Star begrüßten wir zunächst unsere finnische Stadtführerin Asta Häkkinen. Bequem vom Bus aus – draußen waren eisige – 20 Grad – zeigte sie uns die Stadt und das Museum Aalto2, wo wir von Satu Heikkinen, Mitarbeiterin der Stadtverwaltung, herzlich begrüßt wurden. Die Stadt Jyväskylä spendierte den Eintritt in das Museum, welches nach Umbau mit dem Mittelfinnlandmuseum zusammengelegt wurde. So lernt man nicht nur etwas über den weltbekannten Architekten Alvar Aalto, dessen Bauten heute noch das Stadtbild von Jyväskylä prägen, sondern bekommt viele Eindrücke von der Geschichte und Entwicklung der Region Mittelfinnland. Am Nachmittag war es so weit. Der Chor traf sich in der von Architekt Olavi Noronen entworfenen und 1991-92 erbauten Keltinmäki Kirche. Nach einer letzten Probe begann 18.00 das Konzert. Anders als gewohnt erhielten die zahlreich erschienen Zuhörer als Programm nur eine alphabetisch geordnete Übersicht von Titeln. Was gesungen wird, entschied Chorleiterin Anke Bolz spontan nach Gefühl. So erklangen Werke in unterschiedlichen Sprachen, von Englisch bis Hebräisch, auch ein deutsches Volkslied und eine Eigenkomposition sind dabei. Große Freude und Überraschung lösten beim Publikum das finnische Lied „Karjalan kunnailla“ und die als „heimliche“ Nationalhymne geliebte „Finlandia“ von Jean Sibelius aus. Bei letzterer sangen die Mitglieder des Kantatenchores aus dem Jyväskykäer Stadtteil Kuokkala mit sowie die Zuhörer auf den Plätzen. Alle erhoben sich und bei einigen Finnen waren sogar Tränen in den Augen zu sehen. Der Chor war über sich selbst hinausgewachsen und hat ein großartiges Konzert abgeliefert, das mit viel Applaus bedacht wurde. Die Finnen lobten auch die gute Aussprache der nicht einfachen finnischen Texte. Der Abend endete mit einem gemeinsamen Essen der Chöre und Mitgliedern des Finnisch-Deutschen Vereins im Gemeindesaal. Der Kantatenchor überraschte uns zum Abschluss mit beschwingten Liedern aus ihrem Repertoire. Wir hatten auf einem Tisch Gastgeschenke bereitgestellt, Selbstgemachtes und Typisches aus Potsdam und dem Land Brandenburg.

Satu Heikkinen von der Stadtverwaltung Jyväskylä empfängt den Chor im Museum Aalto2

Konzert in der Keltinmäki Kirche

Der letzte Tag in Jyväskylä zeigte sich erneut von der winterlichen Seite. Frischer Neuschnee und Schneeflocken wirbelte uns der eisige Wind in Petäjävesi um die Nasen. Der Ort liegt ca. 30 km von der Stadt entfernt. Die dortige über 250 Jahre alte Holzkirche gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und sollte in jedem Reiseprogramm stehen, wenn man in diese Region reist. Der Chor ließ es sich nicht nehmen, diesen wunderbaren Holzbau mit einem Lied zu erwärmen. Die Kirche ist übrigens in den Wintermonaten geschlossen und wurde extra für uns geöffnet. Die Erklärungen von Lasse zur Geschichte wurden von Asta für uns übersetzt. Nach etwas Freizeit am Nachmittag schlossen wir den Tag mit einem überaus leckeren Buffet im Hotel Verso in der Innenstadt. Einige nutzten den Abend zum Tango tanzen oder zu einer kleinen Verkostung von finnischem Teerenpeli-Whisky. Auch unser Hotel bot sich in der Lobby für ein lockeres Beisammensitzen und gute Gespräche an.

Asta übersetzt die Erklärungen von Lasse in der Petäjävesi-Kirche

Die alte Kirche in Petäjävesi im Sommer

Am Donnerstag hieß es moi moi (tschüß) Jyväskylä und hei (hallo) Helsinki! Erste Station in Finnlands Hauptstadt war die Felsenkirche, in den 60ern von den Architekten Timo und Tuomo Suomalainen entworfen. Den Namen hat sie von der Art ihrer Bauweise. Sie wurde in den Fels hineingebaut. Tageslicht kommt aus den kreisförmig angeordneten Fenstern im Kupferdach. Die Chorsängerinnen und –sänger wollten natürlich die wunderbare Akustik dieses speziellen Bauwerks mit ihrem Gesang erlebbar machen. Leider ist dies heutzutage ohne Voranmeldung nicht mehr erlaubt. Der restliche Tag galt der Erkundung der Stadt auf eigene Faust bis zum gemeinsamen Abendessen in unserem Hotel Gand Marina.

 

Wahrzeichen von Helsinki: Der Dom und die Havis Amanda im Brunnen

Bevor es nun am letzten Tag in Finnland wieder auf die Fähre ging, hatte Stadtführerin Christine während einer Rundfahrt umfangreiche Informationen über Helsinki parat. Am Ende musste ich als Reiseleiter sogar die Fragerunde unterbrechen, da die Zeit zum Check-in drängte. Trotzdem freuten sich viele auf die Rückreise mit Finnlines, denn der Komfort an Bord einige überrascht! Sauna, Shoppen, Massage, Fitness und das gute Essen ließen die Zeit der Überfahrt nach Travemünde kurz erscheinen. Die letzten Stunden wurden nochmals zum Singen genutzt und für erste Resümees.

Diese Reise war für den Chor in vieler Hinsicht ein Erfolg: man lernte sich besser kennen, wird künftig noch entspannter und gelöster gemeinsam musizieren, der Chor hat ein erstes großes Konzert auf die Bühne gebracht, was gezeigt hat, was sie können und wie gut sie sind. Die Sängerinnen und Sänger haben Finnland kennengelernt, dieses besondere 5,5 Millionen-Volk im Hohen Norden, haben ihm Respekt gezollt und ein Gefühl dafür bekommen, warum es das glücklichste Volk der Welt ist. Drei Mitreisende duften dies ganz nah erleben, da sie während der Tage in Jyväskylä bei einer Finnin privat gewohnt haben.

Für mich als Reiseorganisator und –leiter war es eine Freude zu sehen, dass es für alle Mitreisenden ein schönes Erlebnis war, nachhaltig für die Entwicklung des Chores, neuartig für viele, die Finnland noch nicht kannten und inspirierend für einige, die wiederkommen werden…

Mein besonderer Dank gilt Henrik und Felix von der Loma-Reiseagentur, Asta, Petra und Pirjo vom Finnisch-Deutschen Verein aus Jyväskylä für die Organisation und Umsetzung meiner Wünsche und die herzliche Zusammenarbeit sowie unserem Busfahrer Alex von Schamuli-Reisen führ die entspannte Busfahrt, die lustigen Sprüche und die Erfüllung all unserer Extrawünsche!

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